Immaterielles Kulturgut Rheinischer Karneval mit besonderem Empfang im Beethovenjahr gewürdigt. „Oche alaaf! Bonn alaaf! Düsseldorf helau! und Kölle alaaf!“, hieß es jetzt in der Villa Hammerschmidt.
Tollitäten aus Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln repräsentierten in so noch nie dagewesener Form das immaterielle Kulturerbe „Rheinischer Karneval“ bei einem gemeinsamen Empfang im Beethoven-Jubiläumsjahr. Die schützenswerten Kulturgüter „Rheinischer Karneval“ und die „Schwäbisch-Alemannische Fastnacht“ werden ab 2020 vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, im Rahmen des Kulturgutschutzes nach der Haager Konvention, dokumentiert und im zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland archiviert.
Zudem gab es einen besonderen Schulterschluss der Trägerkreise der immateriellen Kulturgüter „Rheinischer Karneval“ und „Schwäbisch-Alemannische Fastnacht.
Die Beethoven Jubiläums GmbH initiiert erstmals einen gemeinsamen Mottowagen der in allen vier Rosenmontagszügen der rheinischen Hochburgen zu sehen sein. Dieser wird Mitte Februar vorgestellt.
Im Jahr 2020 feiern die Stadt Bonn und das Land Nordrhein-Westfalen mit Deutschland und der ganzen Welt den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven. Die Musik dieses großen Komponisten wird seit 200 Jahren als eine universelle Kraft empfunden, die Grenzen überwindet und Menschen verbindet. Diese Eigenschaft entfaltet auch der Karneval in seiner Geschichte seit fast 200 Jahren im Rheinland.
In diesem Sinne hat die Beethoven Jubiläums GmbH gemeinsam mit dem Festausschuss Bonner Karneval e.V. das Kulturjahr 2020 zum Anlass genommen, das schützenswerte Kulturgut „Rheinischer Karneval“ mit einer ganz besonderen karnevalistischen Veranstaltung in der Villa Hammerschmidt zu würdigen. So kamen die Präsidenten und Tollitäten des Trägerkreises des schützenswerten Kulturerbes „Rheinischer Karneval“ aus Bonn, Köln, Düsseldorf und Aachen mit 180 geladenen Gästen zusammen – darunter auch der Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn, Ashok Sridharan. Auch die Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte nahmen an dem Termin teil – und das nicht ohne Grund: Der „Rheinische Karneval“ und die „Schwäbisch-Alemannische Fastnacht“ sind jeweils im Inventar ihrer Bundesländer und im bundesweiten Verzeichnis als „immaterielles Kulturerbe“ eingetragen und möchten als Trägerschaften zukünftig enger zusammenarbeiten.
Ralf Birkner, kaufmännischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums GmbH und Ideengeber der Veranstaltung: „Der Rheinische Karneval verbindet und mobilisiert Menschen wie kaum ein anderer Brauch – das gilt auch für die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht. Der Schulterschluss der Trägerschaften und das Aufgebot der Tollitäten aus Bonn, Köln, Düsseldorf und Aachen im Jubiläumsjahr von Ludwig van Beethoven ehrt unsere schützenswerten Kulturgüter wie auch den großen Komponisten. So wird als weiteres Projekt der Beethoven Jubiläums GmbH erstmals in allen vier Rosenmontagszügen der rheinischen Hochburgen ein gemeinsamer Beethoven-Mottowagen teilnehmen. Diesen Wagen werden wir Mitte Februar vorstellen.“
Wie wertvoll das Brauchtum ist, zeigt auch der Start eines ganz besonderen Projektes des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). 2020 wird das BBK gemeinsam mit dem (rheinischen) LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, den Karnevals-Trägervereinen aus Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln sowie der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Archivmaterial zum Rheinischen Karneval und zur Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht dokumentarisch bearbeiten, auf Mikrofilm sichern und im Barbarastollen verwahren. Der Stollen im Schwarzwald ist der zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, in dem rund eine Milliarde Mikrofilmaufnahmen identitätsstiftender Dokumente aus deutschen Archiven lagern.
„Dieses Projekt ist in vielerlei Hinsicht besonders“, erläutert Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Noch nie haben wir uns derart intensiv einem immateriellen Kulturerbe gewidmet, wie es der Rheinische Karneval und die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht seit 2014 offiziell sind. Wir wagen einen Querschnitt durch die historische Entwicklung, durch lokale Varianten der Bräuche sowie die Wahrnehmung und Verankerung in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die Geschichte des Karnevals zu Zeiten des Nationalsozialismus, denn es soll ein umfassendes Bild für die Nachwelt entstehen. Das BBK wird dieses Projekt auch nutzen, um eine Erweiterung der Sicherungsverfilmung zu erproben. Während bisher nur Schriftgut verfilmt wurde, sollen in diesem Projekt exemplarisch auch Einzelobjekte wie Narrenmasken, Orden oder Ton- und Filmaufnahmen auf Mikrofilm festgehalten werden.“
„Auch für uns als Kompetenzzentrum für das immaterielle Kulturerbe im Rheinland ist dieses Projekt etwas Außergewöhnliches“, ergänzt Dr. Dagmar Hänel, Leiterin des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. „Wir haben hier eine einmalige Chance, Karneval als grenzüberschreitenden und europäischen Brauchkomplex zu untersuchen, gerade mit Blick auf das 20. Jahrhundert und im Austausch mit den Brauchtragenden Gruppen ist das ein höchst spannendes Unterfangen.“
Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird von hauptamtlich und ehrenamtlich getragenen Archiven der Karnevals- und Fastnachtsgesellschaften unterstützt. Möglich macht das Vorhaben ein wissenschaftlicher Beirat aus Expertinnen und Experten aus den Archiv- und Geschichtswissenschaften, der Brauch- und Ritualforschung, Kulturanthropologie und Volkskunde.
Im Rahmenprogramm unterhielt das „Kölsche Rattepack“ das Publikum mit Sinatra und Co auf Kölsch. Karnevalsexperte Wolfgang Oelsner ging in seiner beeindruckenden Festrede dem Ursprung des karnevalistischen Brauchtums nach. Hier die Fotogalerie des Empfangs.