Karneval trifft Kultur bei der stimmungsvollen Benefizveranstaltung des 1. Straßenbahnsitzung e.V. 2014 gegründet hat dieser Verein rund um den Präsidenten Marcus Petry eine ganz besondere Sitzung im kölschen Fastelovvend etabliert: Feinste karnevalistische Unterhaltung trifft auf soziales Engagement, denn der Erlös des Abends ist stets für einen guten Zweck und soziale Projekte in Köln.
In „normalen“ Sessionen wird auch schonmal in einer fahrenden Straßenbahn gefeiert. Diesmal stieg die Sitzung im Pippin-Saal des Dorint Hotels am Heumarkt, der Hofburg des Kölner Dreigestirns. Bunt kostümiert und gut gelaunt stimmten sich die Gäste gerade auf den Sitzungsbeginn ein, da gab es schon die erste Überraschung: Das Kölner Kinder-Dreigestirn schaute spontan vorbei und begeisterte mit dem wunderschönen Mottolied „Alles hät sing Zick“.
Das Sitzungsprogramm machte mit hochkarätigen Rednern und musikalischen Beiträgen deutlich, wie hoch der kulturelle Stellenwert des Brauchtums Karneval ist.
Der Büttenredner Jörg Paul Weber verband eine musikalische Zeitreise durch sein 35-jähriges Schaffen in Köln mit feinsinnigem Humor. Nur zu treffend stellte er dar, dass man früher statt Facebook die Theke hatte. Und erinnerte mit seiner Mandoline – ein Geschenk von Hans Süper – an die guten alten Zeiten. Süpers Kultlied „Ich bin ene kölsche Jung“ war ein absoluter Gänsehautmoment für alle im Saal. „Und wenn Ihr still seid und zuhört, dann brauche ich auch kein Mikrofon“, mahnte Weber, den Rednern doch Gehör zu schenken.
Feine Töne schlug auch Thomas Cüpper an. Er ist ein echtes kölsches Original. Als „Et Klimpermännche“ erzählte er beschwingt und zum Brüllen komisch aus seinem Umfeld, der Familie und aus „seiner Musikanten-Kundschaft“.
Ein absoluter emotionaler Höhepunkt war die Auszeichnung von Ludwig Sebus als Ehrenratsherr des Vereins. seinen 95. Geburtstag. Sebus ist der unbestrittene Grandseigneur im Kölner Karneval, steht auch im hohen Alter von 96 Jahren noch locker auf der Bühne des Lebens als Krätzchensänger, Moderator, Schauspieler und Träger der Willi-Ostermann-Medaille. Er ist eine Karnevals-Legende schon zu Lebzeiten. Sein erlebnisreiches Leben, beinahe „ein kölsches Jahrhundert“, sein jahrzehntelanges soziales Engagement für die Kölner Kinderkrebshilfe und die Altenhilfe und sein großes Herz passen perfekt zum sozialen Engagement der Straßenbahner. Und Sebus bedankte sich für die große Ehrung und stehenden Ovationen des Publikums auf seine Weise mit seinem zu Herzen gehenden Lied „Alles su widder dun!“ („Alles so wieder tun!“).
Jörg Runge sorgte als „dä Tuppes vum Land“ für viele Lacher im Corona-Karneval 2022.
Getanzt wird aktuell noch nicht, aber für reichlich Partystimmung an den Tischen sorgte dennoch die kölsche Coverband Kaschämm. Das Kölner Dreigestirn setzte mit seinem Aufmarsch das glanzvolle Sahnehäubchen auf den Abend und griff hier auf der Karnevalskultursitzung sogar zu seinen Instrumenten – ein ganz besonders seltenes Erlebnis, zumal in dieser außergewöhnlichen Session 2022. Und die Bläck Fööss ließen zum großen Finale ihre großen Klassiker aus mehr als 50 Jahren Revue passieren. Karneval mit Herzblut, alte kölsche Lieder, die zum Schunkeln einladen, Redner, die gekonnt das aktuelle Geschehen durch den Kakao ziehen und auch mal tiefgründiger werden – all das macht den besonderen Charme der Benefizveranstaltung des 1. Straßenbahnsitzung e.V. aus.
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Foto © TOP KOELN